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HAUS
OHL |
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Aber
schon zu Beginn des vorhergehenden Jahrhunderts finden wir im Kämmereiregister
des Kölner Stiftes St. Severin von 1413 u.a. auch diese beiden Höfe "zu
me Oell" und Leppe erstmals urkundlich aufgeführt, die damals noch dem
Fronhof des Stiftes zu Lindlar abgabenpflichtig waren. Wie sie jedoch aus
dem Besitz des Kölner Stiftes schließlich an die Sippe der Brambachs
gelangt sind, scheint bis heute noch ungeklärt. Möglicherweise aber hat
St. Severin noch im 15. Jahrhundert manche seiner Höfe, - vielleicht zunächst
nur im Lehnsverhältnis - , an Adelige vergeben. Jedenfalls wird bereits um
1500 ein Wilhelm von Brambach als Besitzer von Haus Leppe genannt. Er war
dort verheiratet mit Elisabeth von Lüninck, einer Schwester des Jülichschen
Kanzlers Dietrich von Lüninck. Wilhelm von Brambach indes starb kinderlos,
und seine Witwe heiratete um 1531 in zweiter Ehe auf Haus Ohl einen Wilhelm
von Neuhoff, so dass in der Folge das Erbe von Leppe und Ohl an verwandte
Brambachs im Aggertal fiel und so die "Branchen" oder "Branthen" in diversen
erhaltenen Schriftstücken des 16. Jahrhunderts auch als Herren von Haus Ohl
auftauchen. Die
Brambachs, ursprünglich ein altes Nassauisches Geschlecht, stammten aus dem
Westerwald bei Montabauer. Seit der Heirat eines Wilhelm von Brambach um
1450 mit Eva von der Mühlen (van der Moellen) auf dem später so genannten
Hof "Brambachsmühlen" unterhalb von Overath wurden die Brambachs auch
im Aggertal ansässig und saßen in späteren Generationen dann auch auf den
Höfen Ohl und Leppe . In
den Türkensteuerlisten von Ründeroth wird 1558 ein Junker Brambach, dann
in den Jahren 1567 und 1574 ein Allef (Adolf) von Brambach und 1582 ein
Bramich "zum mool" (zu me ool), also am Ohl genannt. Doch schon 1552 heißt
es in einem Amtsbericht des Neustädter Amtmannes Syberg, dass der
Edelmannssitz Zum Ohl " den Branchen behörich" sei, nämlich den Brüdern
Aloff (Adolf) und Wilhelm von Branchen (oder auch Branthen), von denen der
letztere sich auf Ohl "bestaat", dass heißt eingeheiratet habe. Ein Adolf
von Brambach (Aloff van Branth) wird auch schon 1533 im Ritterzettel des
Amtes Neustadt erwähnt. Im Jahre 1565 ersucht ein Adolf von Brambach, -
also einer der Branchen oder Branthen auf Ohl-, den Neustädter Amtmann
Jakob von Neuhoff um Belehnung mit dem Bergwerk "Silbersiefen" in der Nähe
seines Hauses am Ohl. Noch heute heißt der Ausläufer der Hohen Warte,
unter dem der betreffende Stollengang liegt, der "Brandskopf". Die Hohe
Warte, früher auch Giersberg genannt, gehörte unter dem Namen "Severinsberg"
ebenfalls ursprünglich zum Besitz des Stiftes St. Severin zu Köln, das
hier noch in 70er Jahren des 15. Jahrhunderts sein Anrecht auf den Zehnten
des Erzertrages aus dem Silbersiefen über dem Ohl geltend machte. Vom
Erzvorkommen rund um den Severinsberg her erklärt sich auch das Interesse
des Reinhard Hymmen am späteren Erwerb von Haus Ohl, der ja (siehe oben)
seit 1564 schon an der Kaltenbacher Grube beteiligt war. Ebenso war Johann
Schöler, der Nachfolger der Hymmens auf Ohl als Eisenhändler an
Erzvorkommen und Erzverarbeitung im Kirchspiel Ründeroth interessiert. Und
Engelbert Dörrenberg schließlich, mit dem die Geschichte der Dörrenbergs
auf Haus Ohl begann, stammte aus einer Familie, die hier laut alten
Kaufakten der Jahre 1664 und 1665 schon Hammerwerke betrieb, d.h. ebenfalls
im Geschäft mit den Erz stand. Offenbar hat Engelbert Dörrenberg als
Reidemeister im Hammerbetrieb ein Vermögen besessen, das ihm erlaubte, in
den Besitz von Haus Ohl einzuheiraten und später durch Auszahlung der
Miterben seiner Frau Anna Maria Dörken sich nahezu in den alleinigen Besitz
des alten Rittergutes am Ohl zu bringen. Nur ein Restteil des Besitzes blieb
bei seiner Schwägerin Anna Catharina Dörken, die mit Michael Bickenbach am
Ohl verheiratet war. Noch im Jahre 1790 ist ein Peter Bickenbach "als Eigner
und Bewohner eines Hauses" am Ohl verzeichnet. Die Dörrenbergs am Ohl
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Carls
unverheiratete Tochter Frieda war schließlich die letzte Bewohnerin der
Familie Dörrenberg im Ohler Stammhaus. "Fräulein Dörrenberg" starb dort
88jährig als Alleinerbin des väterlichen Besitzes am Ohl; ihre ältere
Schwester war schon längst vorher verstorben. Weil aber das Geldvermögen
ihres Vaters in der Inflation nach dem ersten Weltkrieg geschwunden war,
lebte das alte Fräulein in recht bescheidenen Verhältnissen, weigerte sich
jedoch zeitlebens, etwas von dem ererbten Grundbesitz zu verkaufen. Erst
ihre Erben haben Haus und Grund am Ohl in den 70-iger Jahren des vorigen
Jahrhunderts veräußert.
Unter
dem Text des Segensspruches über dem Eingang dieses Hauses lesen wir auch
heute noch die Namen des Erbauers und seiner Frau mit dem Datum "5. July
1753".
Auf
den ersten Blick scheint es, als sei das stattliche Haus seither bis in
unsere Tage im wesentlichen unverändert erhalten geblieben. Es weist den
typischen Grundriss des zu jener Zeit üblichen Querdielenhauses auf: Die früher
noch quer geteilte eichene Haustür öffnete sich in die Küchendiele ("Däll"),
die noch bis ins vorige Jahrhundert hinein mit Bruchsteinplatten ausgelegt
war. Unter dem Dielenfenster neben der Tür befand sich damals der Spülstein
über dem Brunnenschacht, der jedoch später zugeschüttet wurde, nachdem
die noch wenigen Häuser am Ohl aus einem gemeinsamen Wasserbassin im "Brandsiefen"
über eine Rohrleitung versorgt werden konnten. Ursprünglich gab es auch
noch die traditionell offene Feuerstelle auf der rechten Seite der Diele.
Der Rauchfang mündete in das Obergeschoss, wo die Räucherkammer –noch
jetzt erkennbar- abgeteilt war. Der darin von Funkenflug gereinigte Rauch
stieg von dort in den Speicher ("Oolder") hinauf, wo er dann durch die "Euelslöcher"
der beiden Giebelspitzen abziehen konnte. Erst später erhielt das Haus
seine zwei gemauerten Schornsteine. Die Stube rechts der Diele wurde wohl
wie damals üblich durch die gusseiserne "Takenplatte" in der aus Bruchstein
gemauerten Rückwand der Feuerstelle erwärmt. Die heutige Stube links der
Diele war ursprünglich noch der Raum des sogenannten "Tiefstalles"; d.h. er
lag im Niveau etwas tiefer als die Diele, war aber von dieser üblicherweise
nur durch die Trogreihe abgetrennt. Der Viehaustritt zum Hof befand sich zu
jener Zeit auf der Frontseite links neben der Haustür, wo stattdessen später
ein Stubenfenster eingebaut wurde. Die größere Öffnung einer Stalltür
ist dort im Fachwerk deutlich vorstellbar. Die Kammer im Obergeschoss darüber
profitierte in der kühleren Jahreszeit von der natürlichen Stallwärme
darunter. Der größere Teil des Raumes über dem Stall diente aber
vermutlich der Bevorratung von Futter und Streu. das durch eine Luke relativ
bequem hinunterbefördert werden konnte.
Im
Ganzen zeigt die hier etwas verkürzt beschriebene Raumaufteilung die damals
also übliche Anlage des "Wohnstallhauses", die das Gebäude auch heute noch
erahnen lässt. Aber
dennoch gibt es für den genaueren Betrachter des heutigen Hauses zahlreiche
und vielfältige Anzeichen dafür, dass so, wie seinerzeit jener Johann
Jakob Dörrenberg es einst hat errichten lassen, es wohl um mehr als die Hälfte
kleiner und bescheidener war, als es sich jetzt darbietet.
Wenn
auch die Frontansicht des damaligen Hauses sich kaum verändert haben mag,
so zeigt schon der aufmerksame Blick auf das Fachwerk der linken Giebelwand,
dass ein ursprünglich kleineres Haus quer zum First in dessen ganzer Länge
um Stubentiefe auf das Doppelte zum Hang hin erweitert wurde. Etwa in der
Mitte der neueren Giebelwand auf der Hofseite stoßen Ständerbalken bis zum
Rahmen des Obergeschosses aneinander, denen im Innern der linken Haushälfte
entsprechende Doppelwände folgen.
Im
Zuge dieser umfangreichen Erweiterung musste auf einem größeren Rahmen ein
nun auch erheblich höherer Dachstuhl errichtet werden, wodurch der
Speicherraum beträchtlich an Volumen gewann. War der Keller unter der
rechten Haushälfte zuvor nur über eine Außentreppe an der Rückseite des
Hauses zugänglich gewesen, so konnte er nunmehr durch die erfolgte Überbauung
von innen betreten werden. Auch ein zweites Kellergewölbe im Hang hinter
dem Haus, bisher von diesem durch einen kleinen Hinterhof getrennt, war nun
vom erweiterten Erdgeschoss aus fast auf gleichem Niveau direkt zu
erreichen. Vermutlich wurde damals auch der Viehstall in den hinzugewonnenen
Raum der linken Haushälfte vor diesen Keller verlegt
Erst
später wohl hat Friedrich Haeger auch dieses Kellergewölbe
mit einem zur Hangseite abfallenden Schrägdach überbaut. Dieser
neue Anbau wurde dabei auf der linken Seite des Haupthauses über dessen
Grundriss hinaus verlängert und schloss somit den Hof gegen den Hang ab.
Ebenerdig entstand nun in diesem "Seitentrakt" ein neuer Stallraum mit
Speicher im schrägen Obergeschoss. Der Stall im Wohnhaus selbst konnte nun
aufgegeben werden, und es ergab sich damit dort weiterer Wohnraum. Aus dem
ursprünglichen "Wohnstallhaus" war damit schließlich ein reines Wohnhaus
beachtlicher Größe geworden.
Alles
in allem hatte sich in diesem Umbau die Anzahl der Wohnräume mehr als
verdoppelt, und es ist anzunehmen, dass er von dem "betuchten" Isaak Haeger
vorgenommen, vielleicht auch aber erst von dessen Sohn Friedrich in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchgeführt worden ist.
Jener
stammte von den Haegers aus Derschlag, die dort schon mit Herstellung und
Vertrieb von Textilien befasst waren, und dieser wiederum betrieb in Ründeroth
mit einem Kompagnon aus der Familie Kotz eine Bandwirkerei- und
Siamoisenfabrikation, deren Waren in Heimarbeit auf zahlreichen Webstühlen
im Bergischen und Oberbergischen hergestellt wurden. Friedrich Haeger war überdies
auch Beigeordneter der Gemeinde Ründeroth und zählte u.a. auch damit zur
einflussreichen und angesehenen gesellschaftlichen Schicht des Ortes.
Zum
Grundstück seines Vaterhauses gehörte auf dessen linker Hofseite auch ein
kleineres Fachwerkhaus, das wohl ursprünglich als sogenannter "Altenteil"
gebaut worden war. Es war später vermietet, bis es in den 20er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts abbrannte.
Außer
dem väterlichen Haus nebst Streubesitz besaß Friedr. Haeger noch ein
weiteres Haus am Ohl, das 1896 von seinem Sohn August an Ernst Karthaus veräußert
wurde (heute Familie Remmel).
Friedrich
Haegers Tochter Bertha heiratete Christian Kotz, - möglicherweise ein Sohn
seines Kompagnons. Ihr Mann jedoch verschwand später nach Amerika und ließ
die Frau mit drei Kindern allein im Haus am Ohl zurück. Mit zunehmenden
Alter verfiel sie in Trübsinn und Isolation. Sie war den Nachbarn
unheimlich und wurde von den Leuten die "dolle Frau Kotz am Ohl" genannt.
Nach dem Tode Berthas wurde das gesamte Anwesen von ihren Kindern vermietet
und ist bis zu seiner Versteigerung 1935 von schließlich sogar vier
Mietparteien gleichzeitig bewohnt worden, die sich die einzige Wasserstelle
an der Pumpe in der Diele teilen mussten; das gemeinsame "Herzhäuschen"
stand damals noch an der "Miste" im Hof.
Ebenfalls
in Besitz der offenbar vermögenden Familie Kotz ist im Laufe der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts noch ein weiteres altehrwürdiges Haus am Ohl gekommen:
das schöne Haus unter den beiden alten Linden am Abzweig des Weges zum
Giersberg (heute Haus Tusk). Der Fachwerkbau über dem Hochparterre aus
Bruchstein stammt offenbar aus dem 18. Jahrhundert, seine Grundmauern aber
gehen vermutlich bis in die Entstehungszeit von Haus Ohl selbst zurück.
Bisher fehlt allerdings noch jeder Hinweis auf eine Jahreszahl seiner
Erbauung. Es gehörte wohl schon seit eh und je zum alten Adelsgut am Ohl; -
Für diese Annahme spricht u.a. auch ein noch erhaltener Brunnenschacht fast
genau auf der heutigen Grenze zwischen den beiden Anwesen. Zur Zeit des
alten Bürgermeisters Dörrenberg hieß das Haus bei den Leuten noch "Die
Burg", - wohl wegen seiner Bauart im eigentümlichen quadratischen
Grundriss, die ihm ein sozusagen wehrhaftes Aussehen gibt. Im Urkataster von
1830 ist es noch im Besitz von Daniel Zapp, der die Anna Regina Bickenbach
daselbst geheiratet hatte und dort laut Adressbuch von 1814 eine Brennerei
betrieb. Zum Haus gehörte damals ein schmaler Anbau an der Rückseite, der
sich fast bis an die Grenze des Haegerschen Grundstücks erstreckte.
Offenbar ist das Haus später wiederum auch an jene schon erwähnte Familie
Kotz gelangt. Dem Kölner Geschäftsmann Hermann Kotz ist es als Erbteil von
seinen Geschwistern zugesprochen worden. Er selbst soll es nur im Alter
zeitweise bewohnt haben; ansonsten war das große Haus wohl ständig an
verschiedene Wohnparteien vermietet. Aus dem Besitz seines Enkels ist es
schließlich zu Ende des vorigen Jahrhunderts an den Installateur Tusk veräußert
worden.
Dagegen
ging das einst von Johann Jacob Dörrenberg erbaute Nachbarhaus aus dem
Haeger-Kotzschen Besitz schon 1935 in einer Versteigerung an die Familie
Carl Bauer über, die es nun bereits in der dritten Generation bewohnt und
darin im Jahre 2003 das 250jährige Bestehen des Hauses feiern konnte.
Von
den Dörrenbergs ist nur noch die Familie Hans Dörrenberg
am Ohl
verblieben, dessen Vater Hermann in den 20-iger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts im hinteren Ohl die Villa Grübel
an der Straße nach Bellingroth erworben und später umgebaut hatte. Dieses
Haus im Bergischen Stil hat sein Sohn Hans allerdings dann durch einen
modernen Neubau im Bungalow-Stil ersetzt.
Das
alte Haus von Jost Keller aus dem Ende des 18. Jahrhunderts war im Erbgang
durch Einheirat auf Wilhelm Bühne übergegangen, der dort 1872 die Lizenz für
eine Schankwirtschaft erhalten hatte. Da am Ohl damals nicht nur der Ründerother
Bürgermeister seinen Amtssitz hatte, sondern auch gleich nebenan (heute
Tusk) beim "Königl. Preuss.Notar" die Klienten oft länger warten mussten,
bis sie an der Reihe waren, fand man es unstatthaft, dass die Leute auf der
Straße warten sollten. Also war endlich, wenn auch widerwillig, "Höheren
Orts" die Lizenz erteilt worden, die man zuvor der kleinen Ortschaft nicht
hatte zubilligen wollen.
Gegenüber
baute um die Jahrhundertwende der Geheimrat Otto Utescher sein kleines
Landhaus im Backsteinstil dieser Zeit, das später von seiner
unverheirateten Tochter und deren Gesellschafterin bewohnt wurde.
Aber
noch bis zu den folgenden 20ger Jahren blieb das ganze Gelände zwischen
Bahnstrecke und Aggerufer zunächst noch gänzlich unbebautes Garten- und
Wiesenland, das hier sogar noch genügend Raum für die Anlage des ersten Ründerother
Turn- und Sportplatzes ließ. Doch dann setzte hier an der neuen Gartenstraße
eine rege Bautätigkeit ein, und der Sportplatz wurde ins hintere Ohl, in
den Striegel verlegt. Bald schon reihte sich Haus an Haus bis fast hinunter
zur alten Eisenbahnbrücke von 1884, eine Gitterkonstruktion, die erst 1928
durch die bis heute noch beibehaltene Kastenbauweise ersetzt wurde.
Inzwischen
waren auch am alten Ohl wieder drei weitere Häuser hinzugekommen: Gegenüber
von Utescher war das hübsche Haus Fassbender entstanden (heute Träger),
und danach auf dem Eckgrundstück zum Giersberg hatte der Zimmermeister Otto
Schmidt gebaut. Auf der anderen Straßenseite, wo heute die Reihe der Okal-Häuser
beginnt, verzeichnete um 1830 der Urkataster noch das Haus des Peter Menn,
das jedoch schon längst spurlos verschwunden ist. Am unteren Ohl, wo der
Weg zum Sportplatz abzweigt, stand nun das hohe Fachwerkhaus des
Schnellenbacher Gastwirts Schneider (heute Kretschmann), und auch am
Sportplatz selbst waren in der Verlängerung der Gartenstraße drei neue Häuser
gebaut worden.
Im
Ganzen hatte sich so nun die anfänglich so spärliche Besiedlung um das
alte Gut Ohl herum auf dem einst so feuchten und sumpfigen Talgrund zwischen
dem Bruch und dem Striegel gewaltig ausgedehnt und mehr als verfünffacht.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich hier einige Zeit lang
sogar zwei kleine Lebensmittelgeschäfte und ein "Friseur-Salon für Damen
und Herren" halten.
Das
Ohl an der Alten Zeithstraße
Die
ursprüngliche Wegführung durch das Ohl geht zurück auf eine jüngere Spur
der alten "Zeithstraße", ein Fernhandelsweg des frühen Mittelalters, der
damals schon Ründeroth mit dem überregionalen "Straßennetz" jener Zeit
verband.
Die
"Zeithstraße" verlief vom Mittelrhein bei Bonn kommend als Höhenweg über
Siegburg, Much und Drabenderhöhe nach Ründeroth und von dort weiter nach
Marienheide in Richtung Halver, wo sie auf Anschlussrouten des damaligen
Wegenetzes die Hansestädte der Westfälischen Bucht, z.B. Dortmund oder
Soest erreichte.
Diesem
alten Handelsweg verdankt wohl Ründeroth überhaupt erst seine frühe
Entstehung. Denn eben hier bei der unumgänglichen Querung des Aggertals
musste die "Zeithstraße" den beschwerlichsten Höhenunterschied ihres
gesamten Verlaufs zwischen Bonn und Dortmund überwinden. Schmiede,
Wagenbauer, Sattler, Herbergswirte etc. fanden an dieser Stelle des Weges
reichliches Auskommen, und in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts entstand
an der Furt durch die Agger eine Kirche.
Die
"Zeithstraße" erreichte das Kirchdorf damals von Brächen her zunächst
nordöstlich um die Kuppe der Hohen Warte herum und dann in steilem Abstieg
hinab zur Furt unterhalb der Kirche. Erst später wohl ergab sich noch eine
zweite, nicht ganz so strapaziöse Route um den Berg über Bellingroth und
Ohl ins Tal hinunter. Dort wurde dann vermutlich eine zweite Furt durch die
Agger benutzt, die übrigens so auch direkt zur Ründerother Erzschmelze auf
der "Hütte" führte. Möglicherweise hat die im Grenzgebiet zum nahen
Herzogtum Berg nötige Kontrolle dieser Furt auch zur Entstehung des
Adelssitzes am Ohl geführt, der zwar zuerst nur allmählich, dann aber
immer rascher zu einer Ortschaft heranwuchs. Bereits um 1790 hatte das Ohl
an der Zufahrt der jüngeren "Zeithstraße" nach Ründeroth schon über 40
Bewohner. In dem damaligen Weiler wurden mehr als 40 Stück Vieh gehalten
und zuzüglich drei Pferde. Verglichen mit der Viehhaltung im damals noch
durchweg bäuerlichen Kirchdorf Ründeroth selbst, war das ein überlegener
Wohlstand. Alte Fotografien vom Ohl um 1900 zeigen, dass auch der Hang zum
Giersberg damals noch weit hinauf beackert wurde. Die "Eichelhardt" darüber
deutet in ihrem alten Flurnamen an, dass dort im Wald einst die Schweine zur
Mast gehütet wurden.
Diese
Straßenverbindung hat natürlich zu den Schüben der zunehmenden Besiedlung
auf dem Ohl im Laufe des 20. Jahrhunderts entscheidend beigetragen.
Inzwischen ist die gesamte Ortsdurchfahrt bis ins hintere Ohl fast lückenlos
bebaut. Die alten Gärten und Obstwiesen zwischen Straße und Bahnlinie sind
weitgehend verschwunden, darunter auch die einst von Mauer und
schmiedeeisernem Gitterzaun umgebene und liebevoll gepflegte alte
Gartenanlage des altehrwürdigen Hauses Ohl selbst. Bis hinauf zum alten
Stolleneingang im Brandsiefen und noch darüber
hinaus sind mittlerweile Häuser entstanden.
Aber
trotz aller Neuerungen hat sich doch auch manches Liebenswürdige der alten
Idylle gehalten. – Hier und da lässt sich sogar wieder das Blöken von
Schafen, das Meckern von Ziegen oder vor allem das Gackern von Hühnern hören.
Manch einem klingt das noch vertraut und daher schön.
Wohltuend
und ermutigend aber ist auch, dass bei einigen der alten Häuser ganz
bewusst und mit z.T. beträchtlichem Aufwand deren ursprünglicher Charakter
erhalten oder gar wiederhergestellt werden konnte. Möge das schöne Ohl und
das Bewusstsein seiner langen Geschichte uns noch lange
erhalten bleiben!
Geschrieben
am Ohl bei Ründeroth
ANNO
2004
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P.S:
Zwischen den Angaben in diesem Artikel und den Stammbäumen auf dieser
Webseite gibt es aufgrund aktuellerer Recherchen leichte Differenzen.